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Themen:

Schachtaktik

"Taktik ist, zu wissen, was zu tun ist, wenn es etwas zu tun gibt. Strategie ist, zu wissen, was zu tun ist, wenn es nichts zu tun gibt." (Tartakower)

Wer Vorteile in der Eröffnung erzielt, hat zwar in der Regel eine Überlegenheit, die lange in der Partie vorhalten kann, aber keinesfalls eine Garantie für den Partiegewinn. Die wirklich entscheidende Phase ist das Mittelspiel, das sowohl durch überraschende Wendungen als auch durch langfristig wirkende Pläne beeinflusst werden kann. Ersteres kann man generell der Schachtaktik zuordnen, letzteres der Schachstrategie.

Da die Schachtaktik das „täglich Brot“ des Schachspielers ist und auch der einfachere Lernstoff, soll zunächst hierauf eingegangen werden. Der Schachtaktik begegnet der Spieler vom ersten Zuge an. Soll dieser Bauer oder diese Figur des Gegners geschlagen werden oder nicht? Habe ich genügend Kräfte auf eine gegnerische Figur bzw. auf ein bestimmtes Feld gebündelt, um dort mit Vorteil zuschlagen zu können bzw. dort meinen Stein ungefährdet hinstellen zu können oder nicht? Gibt es eigene Figuren, die durch den Gegner bedroht werden? Welche Drohungen ergeben sich aus konkreten bzw. möglichen Zügen des Gegners? Muss ich mich daraufhin verteidigen, kann ich die Drohung unbeachtet lassen oder die Stellung mit einer Gegendrohung im Gleichgewicht halten?

Um dem Gegner kurzfristig Vorteile abzuringen, wie z.B. Materialgewinn in Form eines Bauern oder einer Figur oder aber Raumgewinn, steht den Spielern eine großes Arsenal an Waffen zur Verfügung. Hier seien nur einige wichtige aufgezählt: Fesselungen, Doppelangriffe, überlastete Figuren, eingesperrte Figuren, Abzugsschach, Opfer. Häufig enden die taktischen Manöver mit einem Materialgewinn. Schon der Gewinn eines einzelnen Bauern führt bei weiterhin konsequentem Spiel beider Akteure überwiegend zum Gewinn der Partie, wenn der Gegner für den Bauernverlust keinen Gegenwert erhalten hat. Der kann z.B. bestehen in Form eines Entwicklungsvorsprungs oder aufgrund der erhaltenen Initiative. Ein paar Varianten einer möglichen Schachtaktik sollen hier vorgestellt werden:

Doppelangriff

Schwarz ist materiell hoffnungslos unterlegen (Springer gegen Dame), da er aber am Zuge ist, hat er eine Chance zum Ausgleich, und zwar?

Durch Sb2-d3 mit Doppelangriff auf König und Dame. Nachdem der weiße König aus dem Schachgebot gegangen ist und zugleich seine Dame deckt, kommt es zu Sd3xDe5. Der Springer wird für die Dame hingegeben und selbst wieder vom gegnerischen König geschlagen. Das Spiel ist ausgeglichen und wird remis, da keine weiteren Figuren im Spiel sind.

Fesselung

In der Stellung wäre Weiß hoffnungslos verloren in Anbetracht der Überlegenheit der schwarzen Dame gegenüber dem weißen Turm, sofern Schwarz am Zuge ist. Zum Glück ist hier aber Weiß am Zuge und spielt was?

Richtig, Td2-g2. Da der König hinter der schwarzen Dame steht, kann die Dame nicht wegziehen, sie ist gefesselt und wird anschließend vom Turm erobert, der allerdings auch nicht ungeschoren davon kommt. Damit endet auch dieses Spiel remis.

Abzugsschach

Wie muss Weiß ziehen, damit er in Vorteil kommt?

Lb2-a3+ !! Damit werden zwei Drohungen geschaffen: Der schwarze König steht im Schach und zugleich wird die schwarze Dame vom Tb1 attackiert. Beiden Drohungen kann Schwarz nicht zugleich begegnen. Er muss als erstes das Schachgebot abwehren, d.h. die Diagonale verlassen, kann aber nicht verhindern, dass seine Dame vom Turm „kassiert“ wird. Das Ergebnis: Weiß verwandelt die Partie mit Remis-Charakter durch einen geschickten Zug in eine gewonnene Partie, da der Turm allein schon zum Matt reichen würde (vgl. Kapitel 4)

Überlastete-Figur

Die Partie steht gemessen am Material ausgeglichen, allerdings kann Weiß eine Schwäche des Schwarzen nutzen und eine Figur gewinnen. Der Td7 hat zwei Aufgaben zu erfüllen, er muss den Sg7 und den Ld3 schützen. Wenn er aber zum Schutz der einen Figur herangezogen wird, muss er zwangsläufig die andere Figur schutzlos lassen. Was spielt also Weiß?

Er schlägt Sb2xLd3, sofern Td7xSd3, dann Tg2xSg7. Er hat nun eine Figur mehr, allerdings reicht das nicht zwingend zu einem Sieg.

Noch gravierender als die genannten taktischen Manöver, bei denen es häufig zu einem Materialgewinn kommt, greifen die Mattkombinationen in das Geschehen ein: Sie beenden die Partie mit einem Matt. Zu den Mattkombinationen gehören u. a. das Matt auf der Grundlinie, das Opfer auf h7 bzw.h2, das erstickte Matt.

Grundlinien-Matt

Ist Weiß am Zuge, gibt er in dieser Stellung Matt auf der Grundlinie (8.Linie) durch den Zug De1-e8 # und die Partie ist entschieden. Sollte Schwarz am Zuge sein, muss er diese Drohung bei seinen Planungen bzw. Zügen berücksichtigen. So kann er weder einen Bauern auf d3 gewinnen, nach Td4xd3, c2xd3 sowie Dg6xe3, noch einen Bauern auf g2 mit seiner Dame. Er hat vielmehr vorrangig die Mattdrohung abzuwehren. Dafür hat er mehrere Optionen, die es zu prüfen gilt. Häufig wird in solchen Situationen der Randbauer h7-h6 gezogen, um dem König ein Fluchtfeld zu verschaffen. Hier ist aber auch der Damenzug Dg6-d6 in Erwägung zu ziehen.

Ersticktes-Matt

Ist Schwarz am Zug, kann er einzügig mattsetzen mit Da5-e1#. Ist jedoch Weiß am Zuge, hat er eine elegante Möglichkeit zu siegen trotz materieller Unterlegenheit, er hat schließlich einen Bauern weniger und außerdem nur einen Springer anstelle eines Turmes. Man spricht bei dem Unterschied von Turm und Springer oder Turm und Läufer von einer Qualität, die der Überlegene mehr hat bzw. der materiell Unterlegene eingebüßt hat. Die Lösung für Weiß ist ein ersticktes Matt, bei dem er seine Dame opfert. Sie finden den Weg nicht?

Hier ist er: 1. Dg4-e6+ Kg8-h8 2. Sg5-f7+ Kh8-g8 3. Sf7-h6+ Kg8-h8 4. Dg8+ Td8xg8 5. Sh6-f7#

Läufer-Opfer

Wenn Schwarz hier mit normalen Zügen wie Sb8-c6 oder c5-c4 fortsetzt, erlebt eine unangenehme Überraschung: 1. Ld3xh7+ Kg8xh7 2. Dg4-h5+ Kh7-g8 3. Sf3-g5 Jetzt verliert Schwarz die Dame (De7xg5) oder er wird Matt gesetzt wie folgt: 3. ….Tf8-e8 4. Dh5-h7+ Kg8-f8 5. Dh8#

Für den Anfänger sollte klar geworden sein, dass eine hohe Konzentration beim Schachspiel von der ersten Minute an erforderlich ist, um nicht schon früh Material und damit häufig die Partie zu verlieren. Nachdem wir uns der Schachtaktik gewidmet haben, werfen wir nun einen Blick auf die Schachstrategie.